Un-Un | ununtitled
for four female vocalists, 2015
ununtitled, der etwa fünfzehnminütige Hauptteil des Werkes bezieht sich auf das Unsagbare, das doch so viele Namen kennt. Aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und sprachlichen Regionen werden zunächst gebräuchliche Bezeichnungen für Gott bzw. Gottheiten (z.B. Allah, God, Jesus, JHWH, Krishna, etc.) zusammengetragen und mithilfe des Internationalen Phonetischen Alphabets (IPA) notiert - dadurch soll etwaigen ‚Filterungen‘ durch den jeweiligen sprachlichen Hintergrund möglichst vorgebeugt werden (vgl. etwa die unterschiedlichen Schreibweisen Jehova, Jahwe, Jachwe, Jehovah, Yehova, Jahve etc.) und es können darüber hinaus auch Laute exakt notiert werden, die in einzelnen Sprachen nicht gebräuchlich sind. Ausgewählte Namen werden anschließend nach rein abstrakt-musikalischen Kriterien in ihre Bestandteile zerlegt, so werden etwa im Verlauf des Stückes Konsonanten und Vokale mitunter separat ‚durchgeführt‘. Im Vergleich mit der oben skizzierten Idee wird im ‚Präludium‘ Un-Un vermeintlich ein gewisser ‚zivilisatorischer Rückschritt‘ unternommen. Denn die hier präsentierten Klänge habe ich meinen beiden Söhnen in ihren ersten Lebensjahren abgelauscht bzw. abgeschaut (für mich sowieso die göttlichsten Wesen auf Erden). Vor- bzw. transsprachliche Lautäußerungen stellen also den konzeptuellen Ausgangpunkt und das konkrete Klangmaterial dar. Gebrabbel, Geplapper, gestische und haptische Klangexperimente — all dies wunderbare Anknüpfungspunkte für einen klangverliebten Komponisten. Aus ‚Unaussprechlich-Göttlichem‘ wird ‚Ausgesprochen-Menschliches‘. In ihrer Unmittelbarkeit widerstreben diese Klangmanifestationen eigentlich jeglicher Verschriftlichung. Eine Herausforderung also für die Interpretinnen, sich auf die notwendige Direktheit der Klangerzeugung einzulassen. Frei nach dem Motto: Vergiss alles, was Du im Gesangsstudium jemals gelernt hast!Ausgehend von den realen akustischen und architektonischen Möglichkeiten der Christuskirche in Salzburg nehmen die vier Sängerinnen im Verlauf des Stückes wechselnde räumliche Positionen ein. Somit bieten im Verlauf der Aufführung unterschiedliche klangräumliche Eindrücke. Zur Zeit gesellt sich der Raum als zentrales und gleichberechtigtes kompositorisches Gestaltungsmittel. (BG) Un-Un | ununtitled Duration: 20‘ Instrumentation: four female vocalists Performers of premiere: Aki Hashimoto, Anna Barbara Wagner, Bernadette Furch, Sanja Brankovic Musical direction: Herbert Grassl Premiere: Christuskirche, Salzburg; May 13th, 2015 Commissioned by the Internationale Paul-Hofhaymer-Gesellschaft Salzburg Supported by the Arts and Culture Division of the Federal Chancellery of Austria Further support by the Cultural Department of the City of Vienna (MA7) ![]() ![]() |
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